noch Gebrauchbar?

bonhoefferpostkarten-es-gibt-aber-kaumZehn Jahre Auseinandersetzung mit dem totalen Bösen resümiert Dietrich Bonhoeffer in seiner Aufzeichnung „Nach zehn Jahren“. Ich halte diese Aufzeichnungen für sehr wertvoll. Nicht nur für die Auseinandersetzung mit totalitären Regimen. Sondern auch mit dem Bösen unserer Zeit.

Zunächst geht es um unsere Grundeinstellung gegenüber dem Bösen. Bonhoeffer war klar:

Etwas Neues ist im Entstehen. Es muss so sein, denn alle denkbaren Alternativen der Gegenwart sind unerträglich, Lebens-widrig, sinnlos.

Er schreibt: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“

In solchen Situationen helfen „gute“ menschliche Einstellungen nicht. Nur einer hält stand:
„Allein der, [] der dies alles zu opfern bereit ist, wenn er im Glauben und in alleiniger Bindung an Gott zu gehorsamer und verantwortlicher Tat gerufen ist, der Verantwortliche, dessen Leben nichts sein will als eine Antwort auf Gottes Frage und Ruf.“

Er schließt mit einer Anfrage an sich und seine Verbündeten: „Sind wir noch brauchbar?“. Denn zehn Jahre tägliche Konfrontation mit dem Bösen hinterlassen Spuren. Sie machen misstrauisch, vorsichtig, uneindeutig, mürbe und zynisch.

Und doch sieht Bonhoeffer nur einen Weg, um den Kampf gegen das Böse zu gewinnen: „Schlichtheit und Geradheit“. Er schreibt:
Nicht Genies, nicht Zyniker, nicht Menschenverächter, nicht raffinierte Taktiker, sondern schlichte, einfache, gerade Menschen werden wir brauchen.

Ich glaube, er hat recht. Und auch das gilt nicht nur für den Kampf gegen das totalitäre Böse.

⇒Dietrich Bonhoeffer: Nach zehn Jahren

P.S.: Deswegen passt dieser Aufsatz auch nur in ein Buch zusammen mit den Briefen an Familie und Freunde aus der Haft: Widerstand und Ergebung. Denn dieser Dialog erhielt ihm die Kraft brauchbar zu bleiben. Auch und gerade über seinen Tod hinaus.

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