Gespalten? Wofür leben?

Wer bin ich? Manche Leute stellen sich diese Frage.  Manche tun eine ganze Menge – und verdrängen diese Frage – mehr oder weniger unbewusst.

Der Kommunikationsspezialist Friedemann Schulz von Thun redet vom „Inneren Team“ und verdeutlicht damit das, was so mancher hin und wieder als innere Zerrissenheit spürt. Der Publizist Richard David Precht bringt ähnliches mit dem Titel seines Buches Wer bin ich – und wenn ja wie viele? zum Ausdruck.

Wieder lohnt sich ein Blick in die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Hier finden wir interessanterweise zwei Berichte über die Erschaffung des Menschen. Und zwei unterschiedliche Charaktere. In diesem kleinen Vortrag stellt David Brooks (deutsche Untertitel) die Gedanken von Rabbi Joseph Soloveitchik vor, der darauf hinwies, dass der Mensch zwei „Aufträge“ hat.


David Brooks: Leben für den Lebenslauf … oder die Trauerrede?

Adam 1 „macht sich die Welt untertan“ und „herrscht“ (Genesis 1,28). Adam 2 „bebaut und bewahrt“ den Garten (Genesis 2,15). Eine kleine Gegenüberstellung:

Adam 1 vs Adam 2

Meine Vermutung: Man könnte von einem „Ich“-Auftrag und einem „Du“-Auftrag reden. Und wenn wir beide „Aufträge“ akzeptieren und leben, lösen sich so manche Konflikte. Dann wird Leben rund.

Meine Beobachtung: Viel zu viel in unserer Gesellschaft drängt und erzieht uns zum „Ich“-Auftrag. Das ist ungesund.  Nicht nur für die Gesellschaft. Sondern letztlich auch für das eigene Ich. Nur merken es viele erst fünf vor Zwölf. Wenn nichts mehr geht. Oder genauer, wenn für das Ich nichts mehr geht. Das wäre dann die große Zeit für ein „Du“.

Hier nochmal die zitierte Quintessenz von Reinhold Niebuhr:

  • Nichts, was sich lohnt zu tun, können wir in unserem Leben vollenden. also muss die Hoffnung uns retten.
  • Nichts, was wahr ist, gut oder schön, ergibt schon heute vollständig Sinn; also muss der Glaube uns retten.
  • Nichts, was wir tun, sei es auch noch so tugendhaft, können wir alleine vollenden; also muss die Liebe uns retten.
  • Unser Handeln ist aus unserer Sicht immer tugendhafter als aus der Sicht von Freund oder Feind; also muss die endgültige Form der Liebe uns retten: die Vergebung.

S.

P.S.: Den Originalartikel von Joseph Soloveitchik gibt es als Buch.

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