„Mal ehrlich“, meinte das Herz, „das ganze Leben wäre doppelt so schön, wenn die rechte Herzkammer nicht wäre. Da quält man sich ab, um diese müde, träge, energie- und motivationslose Brühe von venösem Blut anzutreiben. Und was hat man davon? Da lobe ich mir doch die Blutkörperchen von der linken Herzkammer. Voller Elan und Freude kommen sie hereinspaziert. Sie sehen direkt viel frischer und positiver aus. Und glänzen vor Energie. Sie können es kaum erwarten von mir den nötigen Antrieb für die weitere Reise zu bekommen. Also wirklich, da freut man sich direkt mit. Warum können die anderen nicht genauso sein? Sie sind eine richtige Last. Die machen irgendetwas verkehrt. Keiner braucht solche freudlosen, abgeschlafften Typen.“
„Also mir ist das nie so aufgefallen“, sagte die Lunge. „Bei mir kommen sie alle mit einem gewissen Schwung an. Kaum in meiner Obhut, beginnen alle Blutkörperchen richtig aufzuatmen. Du kannst förmlich zusehen, wie sie fröhlicher und freundlicher werden. Also ich weiß nicht, ob du da nicht zu sehr schwarz-weiß malst. Mir ist jedenfalls noch kein Blutkörperchen begegnet, welches nicht dankbar von mir weggegangen wäre. Also, du kannst dir vorstellen, das macht schon richtig Freude soviel Dankbarkeit zu erleben. Meine Nähe scheinen sie alle zu genießen. Vielleicht solltest du deine Einstellung mal Überprüfen. Vielleicht liegt es ja an dir, dass sich manche nicht so wohlfühlen.“
„Genau“, sagte der Darm und machte eine kurze Pause, um den letzten Verdauungsvorgang zu Ende zu bringen, „kann ich nur bestätigen. Von mir bekommen sie alle gute Nahrung mit auf den Weg. Und nicht zu knapp. Da mach ich keinen Unterschied.“
„Nun mal halblang“, riefen Leber und Nieren wie aus einem Munde. Und die linke Niere fährt fort: „Was du denen alles so mitgibst. Und wir haben dann wieder die Arbeit damit. All den Müll und das Schädliche und Giftige heraus zu sortieren. Du solltest mal besser auf dich aufpassen und nicht alles so ungeprüft aufdrängen. Wenn die Blutzellen uns nicht hätten, die wären schon längst zugrunde gegangen und hätten all den Unrat im ganzen Körper verbreitet. Nicht auszudenken, was da alles passieren kann. Gut, dass wir aufpassen.“
„Also wir finden die in Ordnung“, sagten die Muskeln. „Solche freundlichen Geber hat Gott sicher lieb. Die versorgen uns so fleißig mit Sauerstoff. Also, an die Blutzellen lassen wir nichts kommen.“
„Ja“, sagte da ein kleines rotes Blutkörperchen, das sich dann doch mal die Zeit genommen hatte, diesem Gespräch zuzuhören, „und wenn wir euch alle nicht mit dem nötigen Sauerstoff und der Energie versorgen würden, dann könntet ihr auch keinen Schlag für uns tun.“
Irgendwie ist jeder für den Anderen wichtig und keiner ohne den Anderen lebensfähig. Schon pfiffig ausgedacht. So entsteht Einheit, einfach, weil sie notwendig ist.